Ist Milch gesund?

Kaum ein anderes Lebensmittel erhitzt die Gemüter so sehr wie Milch.

 

Doch was ist dran an den widersprüchlichen Informationen zu diesem doch sehr beliebten Gemisch aus Wasser, Eiweiß, Fett und Milchzucker?

 

Ist es verantwortlich für brüchige Knochen, Entzündungen, Übergewicht, schlechte Haut, Asthma, Übersäuerung des Körpers und sogar Krebs?

 

Ich habe die für mich relevantesten „Behauptungen“ herausgesucht und sie so neutral wie möglich zusammengefasst. Persönlich war ich von einigen Punkten selbst überrascht und teilweise sehr irritiert, insbesondere von manchen Milchgegner, die nicht gerade sachlich argumentieren.

 

Ich möchte niemanden vorschreiben, was er essen oder trinken soll. Es geht mir primär nicht um die Haltung der Tiere und die Produktion von Milch und deren Produkte. Auch wenn das anscheinend einen Unterschied in der Zusammensetzung der Fette, Vitamine und Mikronährstoffe macht und somit sich auf deine Gesundheit auswirken kann.

 

 

 

Folgende Behauptungen habe ich mir vorgenommen:

 

· Milch ist für Kälber und der Mensch ist das einzige Lebewesen die Milch von einer anderen Art konsumiert

 

· Wir sind alle Laktoseintolerant

 

· Milch übersäuert den Körper und führt zu Osteoporose

 

· Das Milcheiweiß Kasein führt zu Problemen

 

· Milch ist voller Hormone, die uns krank machen

 

· Milchprodukte führen zu Akne

 

· Milch verschleimt und begünstigt Erkrankungen der Atemwege

 

· Milch verursacht Krebs

 

· Milchalternativen wie Hafer, Mandel und Sojamilch

 

 

 

Milch ist für Kälber und der Mensch ist das einzige Lebewesen die Milch von einer anderen Art konsumiert

 

Wir sind das einzige Lebewesen das gerade vor dem PC, Smartphone und Tablet sitzen und im Internet surfen. Google mal nach: „Kuh säugt Schwein“ und das Argument ist hinfällig.

 

Muttermilch im Vergleich zu Kuhmilch

 

 

Quelle: Wikipedia.de

 

Die großen Unterschiede sind jetzt wahrlich nicht zu erkennen.

 

 

Wir sind alle Laktoseintolerant

 

Als Säugling besitzen wir Laktase ein Enzym, das den Milchzucker abbauen kann. Im Laufe des Abstillens verringert sich die Anzahl von Laktase. Trinkst du jetzt weiter Kuhmilch bleibt die Laktase erhalten. Wenn du das nicht machst, können schon wenige Milliliter Milch Probleme, wie Blähungen, Schmerzen und Durchfall verursachen. In diesem Fall kannst du Laktase durch Tabletten zuführen oder auf Laktosefreie Produkte zurückgreifen. Besser wäre es ganz auf Milch zu verzichten.

 

In reifen Käses Sorten und Butter ist kaum mehr Laktose enthalten und dürften keine Probleme bereiten.

Bist du dir nicht sicher lass es bei einem Arzt testen.

 

 

Milch übersäuert den Körper und führt zu Osteoporose

 

Über Säure und Basen und Übersäuerung habe ich ja schon geschrieben. Milchgegner halten die übermäßige Ausscheidung von Kalzium über den Urin für ein Indiz dafür das Kalzium aus den Knochen gelöst wird. Dabei wird nicht berücksichtig, dass die Knochendichte nicht durch Milchkonsum abgebaut wird. Es ist normal das Kalzium über den Urin ausgeschieden wird. Gerade Kalzium gilt ja als basisch, keine Ahnung was da übersäuern soll, nur weil es tierisch ist?

 

Es werden gerne Studien aus Nordeuropäischen Ländern zitiert die Milch konsumieren und häufiger an Osteoporose und Hüftfrakturen betroffen sind als Länder mit niedrigem Konsum. Was dabei gerne verschwiegen wird ist der Vitamin D Mangel in diesen Ländern, Vorerkrankungen, Nierenerkrankung und sportliche Aktivität der Studienteilnehmer.

 

Gerade in jungen Jahren wird der Grundstein für dichte Knochen gebildet. Dazu gehören Kalziumreiche Ernährung und Bewegung. Klar kannst du deinen Bedarf auch durch Kohl und anderem grünen Blattgemüse decken. Meine Kinder mögen kein Gemüse, dafür aber Joghurt. Nicht vergessen das die Aufnahme durch Pflanzliches Kalzium schlechter abschneidet als durch tierische Produkte. Du musst, wie bei Protein, wesentlich mehr Essen, um deinen Bedarf zu decken.

Achte auf Kalziumreiches Mineralwasser.

 

 

Das Milcheiweiß Kasein führt zu Problemen

 

Das Milcheiweiß Kasein besteht aus Ketten von 209 Aminosäuren. An Position 67 ist bei der A1 Milch Histidin und bei A2 Milch Prolin. In der Verdauung unterscheidet sich die A1 zu A2 Milch sehr. Bei der Verdauung der A1 Milch entsteht Beta Casamorphin 7, dass sich negativ auf den Darm und das Immunsystem auswirken kann. Casamorphin wirkt ähnlich wie Morphin und kann zu Lähmungen der Darmbewegung führen. Ein Grund warum einige Menschen nach Konsum von Milch und Milchprodukten, mit Verstopfung oder Müdigkeit reagieren. A1 Milch ist überall zu finden, egal ob konventionell oder aus Biohaltung. Möchtest du dieses Problem umgehen solltest du auf Schaf, Ziege oder Yackmilch umsteigen. Eine weitere Möglichkeit wäre auf alle Milchprodukte für 6-8 Wochen zu verzichten. Kasein kann bei manchen Menschen Probleme verursachen.

 

 

Milch ist voller Hormone, die uns krank machen

 

Milch enthält folgende Hormone: IGF-1 (Insulin-like growth factor 1), Progesteron und bGH (bovine growth hormone), auch Somatrophin genannt und Östrogen.

 

Gerade das IGF-1 sorgt für Gewebewachstum und somit auch für Tumorwachstum. Es schüttet Insulin aus, was die Fettverbrennung hemmt und für Wachstum sorgt. Leider kann man das aber nicht pauschalisieren und Krebs ist eine Krankheit, die von vielen Faktoren abhängig ist. Schaut man sich die Eigenproduktion von IGF-1 an und vergleicht man diese mit der Kuhmilch wird schnell klar, dass kann nicht problematisch sein.

Sojamilch erhöht nachgewiesen den IGF-1 Wert im Blut. Soviel zu der „besseren“ Milchalternative.

 

Das bGH Hormon wird durch Hitze fast vollständig abgebaut und ist somit kein Thema für den Menschen. Außer du trinkst die Milch direkt aus dem Euter. Machen wohl die wenigsten. Der Rest schafft es nicht durch den Verdauungstrakt in das Blut. Können wir auch abhaken.

 

Auch das Östrogen schafft es nicht durch unsere Verdauung in die Blutbahn. Da müsstest du schon die 1000-fache Menge aufnehmen, um Auswirkungen auf den eigenen Hormonhaushalt zu spüren. Aus diesem Grund spritzen sich auch Bodybuilder die Steroidhormone direkt in die Vene, um den Verlust über die Verdauung zu umgehen.

 

Milchprodukte führen zu Akne

 

IGF-1 kommt hier wieder als einer von vielen Faktoren für Hauterkrankungen, wie Akne vor. Da IGF-1 das Wachstum anregt und in Verbindung mit anderen Insulinsteigernden Lebensmittel konsumiert wird kann es Akne begünstigen. Durch den glykämischen Index kann man messen wie weit das Insulin nach einer Mahlzeit im Blut ansteigt. Traubenzucker hat mit 100 den höchsten Wert. Milch liegt um die 30. Wenn du jetzt Schokomilch mit gezuckerten Frühstücksflocken kombinierst hast du einen höheren Insulinanstieg und das kann bei manchen Menschen zu Hautunreinigungen oder Akne führen.

Wenn du Probleme mit der Haut oder Akne hast dann lasse die Milchprodukte weg und beobachte ob es besser wird.

 

 

Milch verschleimt und begünstigt Erkrankungen der Atemwege

 

Dafür gibt es jetzt überhaupt keine Belege. Es wurde mal Schleim im Rachen gemessen nach Milchkonsum doch waren die Ergebnisse eher auf sensible Personen zurückzuführen, die den Fettgehalt der Milch im Rachen wahrgenommen haben. Asthma tritt bei Kindern weniger häufig auf, wenn sie Vollfette Milch tranken. Es wird vermutet das die enthaltenen Fettsäuren sich vorteilhaft auswirken.

 

 

Milch verursacht Krebs

 

Als ehemalig Krebskranker bin ich bei diesem Thema etwas sensibel. Es gibt Studien die einen leicht erhöhten Wert von Prostatakrebs zeigt. Statistisch gesehen ist das relative Risiko aber sehr gering. Du müsstest täglich 1,2 Liter trinken, um einen möglichen Effekt zu erzielen. Laut WCRF Report 2010 ist auch die Verbindung zu Brustkrebs sehr gering und nicht schlüssig. Das gilt auch für Lungenkrebs, Eierstockkrebs und Pankreaskrebs. Der Lebensstil, Genetik muss auch immer die Gleichung mit einbezogen werden. Das Risiko ist im Vergleich zu Rauchern sehr gering. Als Raucher hast du ein 2000% erhöhtes Risiko an Krebs zu erkranken.

 

Es gibt Daten das Männer die Milch konsumieren ein 26% verringertes Risiko haben an Darmkrebs zu erkranken. Auch das Risiko an Brustkrebs zu erkranken wird mit einem moderaten Milchkonsum um 10% verringert.

 

Laut einer Metaanalyse von 2016 hat Milchkonsum Vorteile nicht einen Herzinfarkt zu bekommen. Positive Effekte auf Bluthochdruck und sogar Diabetes Typ 2.

 

Dann gibt es Stämme, wie die Massai die täglich große Mengen an Milch trinken und Krebs oder andere westliche Krankheiten nicht kennen.

Wenn du selbst an Krebs erkrankt bist dann würde ich meinen Milchkonsum einschränken oder ganz darauf verzichten.

 

 

Milchalternativen wie Hafer, Mandel und Sojamilch

 

Könnte eine Alternative sein, wenn du Milch nicht verträgst oder sie aus ethischen Gründen nicht trinken willst. Die Nährwerte kommen nicht an die der Milch heran und im Vergleich zur Milch sind sie teuer. Mandelmilch, wenn du sie nicht gerade selbst machst ist Wasser mit etwas Mandelgeschmack und Aromastoffen. Sojamilch ist Aufgrund der enthaltenen Hormone nicht in großen Mengen zu empfehlen und schmeckt meiner meinung nach nicht wirklich.

 

Warum auf Milch verzichten, wenn du nicht allergisch darauf reagierst und sie in Bioqualität kaufst? Sicher hat sie einiges an Energie doch auch gute Nährstoffe zu bieten. Biomilch hat mehr gute Omega3 Fette die förderlich für deine Gesundheit sind.

 

Sie übersäuern dich nicht und verursachen laut Daten auch kein Krebs. Wahrscheinlich sind die positiven Vorteile für deine Gesundheit höher als die Negativen.

 

Wir haben den Luxus in einem Land zu leben selbst zu entscheiden, was wir essen und trinken.

 

Ob du Milch trinken willst oder nicht bleibt dir überlassen. Ich persönlich habe Phasen mit hohen Milchkonsum und auch wieder Monate indenen ich keine Milch trinke.

Wie mit anderen Lebensmitteln auch, alles in Maßen und nicht in Massen scheint der Schlüssel zu sein.

 

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